De Kallendresser
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Wenn ich doch bloß 'ne Schnäuzer hät!


Ein Heimatland, ein Mutterhaus
hab ich zwar zu verzeichnen.
Doch was mir fehlt, es ist ne Schand,
dies kann ich niemand leugnen.
Was bei dem Mann die Zierde ist,
bei mir ein jeder gleich vermisst.
Humor vor allen Dingen nenn ich mein,
im Pfandhaus hab ich Gold und Edelstein,
kurzum ich habe alles, was es gibt,
ich liebe stark und werde auch geliebt.
Bloß eins, das ist mein Leid und mein Verdruss,
zum Sterben fasste oft ich den Entschluss,
denn der Gedanke quält mich früh und spät:

Wenn ich doch blos ne Schnäuzer hät

Wär mit dem Kleinod ich beglückt,
ich ging nicht weg vom Spiegel,
dass er erreicht wie andre wär,
drauf gäb ich Brief und Siegel.
Doch glücklich ist, wer das vergisst,
was einmal nicht zu ändern ist.
Mit jeder Haartinktur hab ich's versucht,
ich hab gezogen, hab gesucht, geflucht,
die kahlen Lippen strich von außen ich,
von innen rieb ich, doch das schmerzte mich.
Und wenn ich zur Erzeugung für das Haar
sogar im Hühnerstall gewesen war,
schlich denkend ich betrübt von dieser Stätt:

Wenn ich doch blos ne Schnäuzer hät

Weil ich nun kahl und bartlos bin,
um Beileid wird gebeten,
ich hätte längst ne Frau,
wär in den Ehestand getreten.
Durch dies Malheur ging meiner Seel
so mancher Heiratsantrag fehl.
Denn jedesmol, wenn ich vun Hierot sproch,
die Schwiejermutter mich ens jroß ahnsoch,
Marieche, säht se, loss do de Häng dovun.
Wat wells do met däm ohne Schnäuzer dun?
Ich schließlich keinem et verdenke kann,
de Mädcher welle jet zo kitzele han.
Dröm jonn ich Ovends janz bedröck nom Bett:

Wenn ich doch blos ne Schnäuzer hät