De Kallendresser
Sie sind hier: Startseite » Ostermann » Alle Ostermann-Titel

Blaue Adria Du

Parodie (vor 1920) auf »Blaue Adria«, Foxtrot von Arthur Rebner (1890–1949), ca. 1918 nach der Vorlage »Moonlight Bay« von Percy Wenrich (1887–1952) aus dem Jahre 1911 (veröffentlicht 1912).

Ach, wie war’s früher doch so wunderschön,
Manches Bild, das seh’ ich heut noch vor mir stehn.
Ja der Mensch der war zufrieden, gab’s auch manchen Zwist hinieden,
Doch von Putsch und Spartakiden, hat man nichts gesehn.
Ach du gute alte Zeit, kehr bald zurück,
Und bring uns das gewohnte, das frühere Glück.
Bring uns ohne Marken das, was wir entbehrt,
Dann haben wir alles alles, was das Herz begehrt!

Wenn man frühr in den Metzgerladen kam,
Man sich dort ganz anders als wie heut benahm.
Junge Frau wünscht Schweinerücken, ja ich werd’s durch’s Mädchen schiken,
Und es hieß beim Händedrücken, hab’ die Ehr’ madam!
Ach du gute alte Zeit, wie war das schön,
Stets klang an’s Ohr dem Kunden: auf Wiedersehn.
Wenn erst diese Höflichkeit, mal wiederkehrt,
Dann haben wir alles, alles was das Herz begehrt!

Ach wie war'n früher doch die Preise so normal,
Hundert Mark, das war ein kleines Kapital.
Ja das Geld war nicht so lose, 60 Mark für Rock und Hose,
Gab man für die ganze Chose, mehr auf keinen Fall.
Ach du gute alte Zeit, so sorgenfrei,
Et gab für 13 Pfennig, schon ’n Hühnerei.
Wenn erst diese Preise wieder uns sind bescheert,
Dann haben wir alles alles was das Herz begehrt!

Ach wie war der Strauß’che Walzer einst beliebt,
Welken sieht man heut den Strauß, was mich betrübt.
Denn die Menschen, wie die Ochsen, sieht man schieben, trotten foxen
Grad als wollten sie sich boxen, weil’s nichts anders gibt.
Ach du gute alte Zeit, voll Heil und Glück,
Führ uns zum alten Walzer noch mal zurück,
Wenn man erst den Johann Strauß wieder hört und ehrt,
Dann haben wir alles, alles was das Herz begehrt!

S stand in Deutschland einst ein fester Eichenbaum,
Bis nach Kriegesschluß, – ja man glaubt es kaum.
Als von Westen es gewettert, ist der Baum entzweigt, entblättert,
Und die Krone auch zerschmettert, – ’s scheint mir, wie ein Traum.
Ach du gute alte Zeit, kehr bald zurück,
Gib den alten Wurzeln Kräfte, zu neuem Glück.
Daß der Baum wie vor dem Sturm, blüh’ unversehrt,
Dann haben wir alles, alles, was das Herz begehrt!!

Ging mer fröher ens nohm Hilgers, oder bei der Früh,
Für ein Mark, wat gov et do e fein Menü! –
Samstags-Ovend ref mer: Zappes, bräng en Hämmche mir met Kappes,
Un op eimol braht dä Labbes, su’ne Kamerad. (mit Händen zeigend)
Ach du gute alte Zeit, wo beim Glas Wieß
Mer kräg für fuffzehn Penning e Röggelche Kies.
Wenn mer widder ens ’ne halven Hahn verzehrt,
Dann haben wir alles, alles was das Herz begehrt!!

Finis.